Trickbetrüger unterwegs

Eigentlich ist Abu Dhabi ja eine recht sichere Stadt. Es passieren schon sogar Sachen, die dann nicht wirklich publik gemacht werden, weil sie sich für einen muslimischen Staat nicht schicken und somit unter die Zensur fallen. Aber zumindest vor Diebstählen und dergleichen bleibt man gefeit und falls man sein Handy in einer Bar kurz unbeaufsichtigt liegen lässt, bekommt es nicht gleich Füße. Aber es gibt doch immer wieder Trickbetrüger, die ihr Glück versuchen. Zum Glück hatte ich vor dieser Geschichte einen Artikel über die häufigsten Trickbetrügereien in einer lokalen Internetzeitung gelesen.

 

Letztens stehe ich gerade vorm Supermarkt und warte auf meine Freundin, als zwei Männer in einem Auto vorfahren und sich bei mir nach dem Weg zur Ferrari World erkundigen. Sie verwickeln mich dabei in ein Gespräch, in dem sich herausstellt, dass die zwei aus Mailand stammen und in der Modebranche tätig sind. Sie hätten gerade im Emirates Palace 4 Tage lang Mode präsentiert und wollen noch ein paar Urlaubsfotos machen bevor sie wieder nach Hause fliegen. Und zufälligerweise sind von der Präsentation ein paar Anzüge übrig geblieben, die ungefähr meine Größe haben. Da sie keiner vermisst, könnte ich sie zu einem geringen Preis erstehen. Ja genau, und ein Kamel gibts wahrscheinlich oben drauf. Leider ist dies eine bekannte Masche, mit der Leuten auf der Straße gefälschte Kleidung aufgeschwatzt werden soll.

Busfahrten

Pater Gandolf hat mir erzählt, dass, als er vor 3 Jahren nach Abu Dhabi gekommen ist, es keine öffentlichen Transportmittel gab und nur „Paki-Taxis“ verkehrten. Doch die Paki-Taxis waren meist ziemliche Rostschüsseln und die Fahrer sprachen oft kein Wort Englisch. Heutzutage gibt es bessere Taxis und es verkehren Regional- und Intercity-Busse.

 

Wenn ich gerade kein Auto zur Verfügung habe, benutze ich die Intercity-Busse zwischen Ruwais und Abu Dhabi. Man sollte sich bei 2,40 Euro pro Richtung für die über 200 km lange Fahrt nicht zu viel erwarten, aber manchmal ist es halbwegs mühselig. Es gibt zwar Fahrpläne, aber diese werden selten eingehalten. Mehrmals habe ich schon über eine Stunde auf den Bus warten müssen. Und wenn ein Bus kommt ist es noch immer nicht sicher, ob man auch einen Platz bekommt. Kaum öffnet der Bus seine Türen stürmen alle wie die Verrückten hinein und wenn alle Plätze besetzt sind heißt es eben Pech gehabt. Aber man kann sich wohl kaum vorstellen, wie da reingedrängt wird. Einmal hat der Busfahrer sogar die Tür wieder geschlossen und dann rausgerufen, dass alle sich in einer Linie anstellen müssen, da er sonst die Tür nicht mehr aufmacht. Auch im Bus hatte ich schon so manche geruchliche Belästigung. Ich glaube da hatte sich sogar einer in die Hosen gemacht...


Katholische Kirche St. Josephs

Nachdem es mir lange nie gelungen war, habe ich es im September und Oktober endlich geschafft dem deutschsprachigen, katholischen Gottesdienst in Abu Dhabi beizuwohnen. Dieser findet einmal im Monat in der katholischen Kirche „St. Josephs“ statt und wird von Pater Gandolf Wild, einem Schweizer, geleitet. St. Josephs ist übrigens, wie in meinem ersten Bericht erwähnt, jene Kirche, die mir am Tag meiner Ankunft in Abu Dhabi damals aus der Ferne gezeigt wurde.

st josephs

Pater Gandolf war lange Zeit in Afrika tätig. Da er doch schon recht in die Jahre gekommen ist, hat er sich auf Grund der besseren medizinischen Versorgung nach Abu Dhabi versetzen lassen und arbeitet hier als Sekretär des Bischofs Paul Hinder.

 

Der Gottesdienst findet in einem kleinen Nebenraum am Gelände des Pfarrhofes statt, da die beiwohnende Gemeinde relativ klein ist. Beide Male waren ca. 10 - 15 Leute anwesend, dafür hat der Gottesdienst etwas recht Persönliches an sich.

 

Der Bischof ist für die katholische Gemeinde im Süden der arabischen Halbinsel zuständig. Dabei bereist er die VAE, den Omen, den Jemen und auch Saudi-Arabien, um nach dem Rechten zu sehen und Priester zu bestellen. Man möge es kaum glauben, aber auch in Saudi-Arabien gibt es eine katholische Gemeinde, die aber wohl eher einer Untergrundorganisation gleicht. Zwar ist die Situation nicht mehr so kritisch wie vielleicht vor 20 Jahren, trotzdem können die Katholiken dort in ernste Probleme geraten, wenn sie bei einem Gottesdienst erwischt werden.


Persönliches

Nach nun etwas mehr als 10 Monaten VAE ist es wieder einmal Zeit eine persönliche Bilanz zu ziehen. Der Sommer war ehrlich gesagt schon eine Qual und die Hitze hat mir ganz schön zugesetzt. Bei den hohen Temperaturen beginnt man bei den kleinsten Tätigkeiten immens zu schwitzen und auch wenn es in den Innenräumen gekühlt ist, wird man total unbeweglich. Besonders der Ramadan beutelt einen auf Grund der vielen Einschränkungen ordentlich. Aber das schlimmste ist nun vorbei. Interessant ist, dass ich, trotz der ständigen warm-kalt Wechsel durch die Klimaanlagen, noch nie ernsthaft verkühlt oder krank war seit ich in den VAE bin.

 

Auf meiner Skala (kurz zur Erinnerung: von 1 bis 10, 1 = „Ich geh mich dann mal schnell erschießen“ und 10 = „Ich bin im 7. Himmel“) bin ich weiterhin auf 8,5. Leider musste ich feststellen, dass manche nicht so sind, wie es am Anfang schien, und so manches falsches Spiel treiben. Aber ich lasse mir hier sicher nichts anhängen und auch durch das mittlerweile sehr gute Verhältnis zu vielen Einheimischen auf der Wache habe ich viel Spaß bei der Arbeit. Und einen Vorteil habe ich natürlich als Österreicher: Wir machen’s eben mit’m Schmäh.

 

Meiner Freundin wäre es durchaus recht, wenn ich mich nach Abu Dhabi versetzen lasse. Doch es gefällt es mir hier so gut und ich fühle mich hier so wohl, dass ich die 200km lange Fahrt gerne auf mich nehme. Durch unseren Schichtrhythmus kann ich ja zwischendurch immer 4 Tage in Abu Dhabi bleiben. Und auf den Wachen in Abu Dhabi ist die Situation keinesfalls besser. Es zeigt sich immer wieder was passiert, wenn man zusammen arbeitet und auch noch zusammen wohnen muss. Da kommt es auf Dauer eben zum einen oder anderen Lagerkoller.


Tauchen und Freizeit

In der Zwischenzeit war ich in den VAE zweimal zum Tauchen. Das erste Mal nochmals mit meinen Kollegen aus Ras al Khaimah. Ein Tauchgang bei Inchcape 2 (21,6m, 28min), wo ich das erste Mal zu einem Wrack getaucht bin und ein weiterer bei Shark Island (15,5m, 38min). Schade, dass die Jungs mittlerweile alle nach Deutschland zurückgekehrt sind. Das zweite Mal war ich in Dubai in der Nähe von Jebel Ali. Dort ging es zuerst zum Wrack der Zainab (27,4m, 23 min), einem Schmugglerschiff, das absichtlich versenkt wurde, um einer Kontrolle durch die US Navy zu entgehen. Der zweite Tauchgang dort war zum Wrack der Hammourbarge (19,8m, 47min), einem alten Frachtschiff, das beim Transport von Stahlrohren untergegangen ist.

 

tauchen raktauchen jebel ali

 

Anfang Juli war ich nach 8 Monaten endlich wieder in Österreich auf Heimaturlaub. Etwas stressig, denn natürlich wollte ich möglichst alle meiner Freunde wieder sehen, was dann leider nicht ganz geglückt ist. Ich war auch ganz froh, dass mich nach der langen Zeit zumindest fast alle gleich wieder erkannt haben.

 

In den Urlaub ist mir meine Freundin Michelle gefolgt. Sie ist Schottin und arbeitet schon seit 7 Jahren in Abu Dhabi als Lehrerin an der britischen Schule. Auf ein paar ihrer Geschichten über die VAE werde ich sicher noch zurückkommen. Gemeinsam haben wir viel in der Natur unternommen und da ist mir aufgefallen, was ich vorher gar nicht mehr zu schätzen wusste: Das viele Grün! Klar ist in den Emiraten auch einiges begrünt, aber man kann sich wohl kaum vorstellen, wie schön diese saftigen, grünen Wälder und Wiesen zum Anschauen sind, nachdem man 8 Monate in der Wüste war.

 

Ende Juli waren wir im 5 Sterne-Hotel Qasr Al Sarab, das mitten in der Wüste, schon relativ nah an den Grenzen zum Jemen und Oman, liegt. Architektonisch gleicht das Qasr Al Sarab einer Oase bzw. einem Wüstenschloss und bietet allen Luxus den man sich nur erdenken kann: Pool, Massage, Fitnessstudio usw. Innerhalb des Hotels kann man sich sogar mit einem Golfbuggy überall hinfahren lassen. Das Bett und die Badewanne, die eher einem Pool glich, hätte ich am liebsten mit nach Hause genommen. Ein Traum aus 1001 Nacht. Eine Attraktion für sich war ein Ausritt auf Kamelen. Da die Kamele beim Besteigen sitzen und sie zuerst mit den Vorderbeinen, zeitversetzt gefolgt von den Hinterbeinen, recht schnell aufstehen, fühlte ich mich wie in einer Achterbahn. Beim Absitzen ist übrigens mindestens genauso gut festhalten angesagt.

 

qasr al sarabqasr al sarabqasr al sarab

kamelführerkarawanegolfbuggy


Heißer Sommer und Ramadan

Der Sommer war gekennzeichnet durch extrem hohe Temperaturen um die 50°C, begleitet durch eine teilweise ebenfalls sehr hohe Luftfeuchte. Manchmal kommt man sich vor wie in einer Biogensauna. Nur mit dem Unterschied, dass man diese nach kurzer Zeit meist wieder verlässt, aber hier diese Zustände weitgehend den ganzen Tag herrschen. Besonders am Nachmittag geht man dann eigentlich nur mehr raus, wenn man wirklich muss.

 

Im August war der Fastenmonat Ramadan. Dann darf von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts durch den Mund zu sich genommen werden. Das heißt nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen oder Kaugummi kauen usw. Bei Sonnenuntergang wird dann das Fasten mit einer Dattel gebrochen und dann darf bis zum nächsten Sonnenaufgang wieder geschlemmert werden.

 

Ich muss ganz ehrlich eingestehen ich habe den Ramadan nicht mitgemacht. Werden die Araber von Kindheit an daran gewöhnt, ist der Ramadan für einen Europäer besonders im Sommer bei den hohen Temperaturen sehr hart. Aus Respekt nimmt man aber seine Nahrung dann hinter verschlossener Tür zu sich. Wer sieht einem schon gerne beim Essen zu, wenn er selber fastet. In gewisser Weise birgt der Ramadan auch besondere Gefahren in sich. Wenn Feuerwehrmänner beim Atemschutzeinsatz das Trinken verweigern, besteht natürlich die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs. Weiters nimmt gegen Sonnenuntergang die Dichte der Verkehrsunfälle zu, da viele Autofahrer, geschwächt vom Fasten, die Konzentration verlieren.

Arabische Kultur

Auf der Wache läuft die Arbeit nach dem „Arabischen System“, wie ich schon einmal kurz angesprochen habe. Aber was heißt das nun genau? Im Grunde kann ich den Arabern ja keine Befehle geben. Also versuchen könnte ich es schon, aber es muss sich ja keiner daran halten. Die beste Möglichkeit nun die Araber zu bewegen, ist über die Freundschaft. Für Freunde machen die Araber ziemlich alles. Also ist es sehr wichtig auf der Wache soziale Kontakte zu pflegen und mit den Jungs mal Tee zu trinken oder Fußball zu spielen. Und mal ehrlich: Wer nimmt schon gerne Anweisungen von einem Unbekannten entgegen, von dem man nicht weis was er im Schilde führt. Natürlich ist das aber oft eine schwierige Gradwanderung, da eine Freundschaft natürlich auch mal ausgenutzt wird. Auch kann man ja nicht sofort mit jedem Freund sein. Mit manchen bist du es nach 5 Minuten und mit manchen wirst du es nie. So ist es eben wo Leute zusammenkommen. Besonders das Training wird nach dem „Arabischen System“ vereinbart. Teilweise verhandelt man dann wie auf einem orientalischen Markt. Es gibt Angebote und Gegenangebote über Art und Dauer und irgendwo in der Mitte einigt man sich.

 

MeetingraumKhalfanSamsung camp

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Emirates ID und Führerschein

Wie früher versprochen, bin ich noch die Geschichte schuldig, wie ich meinen Führerschein hier erlangt habe. Insgesamt hat es drei Monate gedauert, bis ich meine mobile Freiheit wiedererlangt habe. Zuerst musste ich die Emirates ID, eine Art Personalausweis, beantragen. Dies ist mir erst im dritten Anlauf gelungen. Dazu muss man zuerst in ein „Typing Office“ gehen, wo die Daten des Passes in ein System eingetragen werden. In einem dieser Typing Offices war zufälligerweise jedesmal, wenn ich dort war, immer gerade Systemausfall und in einem anderen hätte ich meinen Pass dort lassen müssen. Nur wollte ich auf keinen Fall meinen Pass, der übrigens nicht einmal dem Inhaber sondern eigentlich der Republik Österreich gehört, einem Fremden ohne Aufsicht überlassen. Wenigstens die eigentliche Beantragung bei der ID-Behörde ging dann problemlos. Musste dabei immer an den Asterix-Film denken, in dem er den Passierschein A38 erlangen will.

 

Bei der Ausstellung des Führerscheins habe ich wieder einmal gesehen, dass Freundschaften in diesem Land unheimlich hilfreich sind. Eigentlich wären dazu unzählige Dokumente und eine, von der österreichischen Botschaft und dem emiratischen Außenministerium beglaubigte, Übersetzung meines Führerscheins nötig gewesen. Gewisse Bekanntschaften in Ruwais haben es mir aber ermöglicht den Führerschein mit relativ wenigen Dokumenten und einer unbeglaubigten Übersetzung zu bekommen. Eine unendliche Geschichte nahm damit ihr Ende.


Architektonische Eigenheiten

In allen Häusern fallen zwei wesentliche Unterschiede zu Europa auf. Zum einen sind überall Klimaanlagen vorhanden. Diese sind bei den hohen Temperaturen im Sommer natürlich unverzichtbar. In älteren Geschäften habe ich schon oft fragwürdige Verkabelungen gesehen, die immer wieder als Auslöser für Brände gelten. Leider wird der Einsatz der Klimaanlagen meistens übertrieben. So kommt es neben einem immensen Energieverbrauch dazu, dass man sich beim Eintreten in klimatisierte Räume wie im Kühlschrank fühlt und beim Rausgehen beinahe einen Hitzeschlag bekommt.

 

Zum anderen fällt der Brauseschlauch neben der Toilette auf. Dazu gibt es oft nur Stehtoiletten, wie man sie vielleicht auch aus dem mediterranen Raum kennt. Der Brauseschlauch wird zum Abputzen nach verrichtetem Geschäft verwendet. Entsprechend gibt es dazu dann in der Regel kein Klopapier. Auf der Wache in Ruwais gibt es sogar eine eigene Toilette für uns Europäer mit Sitztoilette und Klopapier.


Kleidung

Traditionell tragen die arabischen Männer ein knöchellanges Gewand, ein wenig ähnlich einem Kleid, das verschieden Disch-Dascha oder auch Kandura genannt wird. Dazu tragen sie ein Kopftuch, die Kufiya, das bei uns besser unter dem Namen Palästinensertuch bekannt ist. Zum besseren Halt des Kopftuches kann ein Ring, genannt Agal, aufgesetzt werden.

 

Kleidungdisch dasch

 

Die muslimischen Frauen tragen über ihrem normalen Gewand ein schwarzes Übergewand, den Hijab. Dazu gehört mindestens ein schwarzes Kopftuch. Es gibt auch Varianten, bei denen das Kopftuch nur mehr einen Sehschlitz freilässt oder wie ein Vorhang das Gesicht ganz verdeckt. Interessanterweise kann es natürlich auch vorkommen, dass die Frauen unter dem Hijab auch sündteure Designerklamotten tragen, die aber durch das Übergewand keiner sehen kann.

 

Auch als Nichtmuslim sollte man sich in der Öffentlichkeit entsprechend kleiden. In der Regel sagt man, dass ¾ des Körpers, zumindest Knie und Schultern, bedeckt werden sollen. Auch an Eingängen zu Malls wird oft mit Hinweisschildern „Wear respectful clothing“ darauf hingewiesen. Eine normale kurze Hose sieht für einen Araber wie eine Badehose aus und wer geht schon mit der Badehose in die Stadt einkaufen oder ins Kino.

 

wear respectful clothing


Beim Friseur

Gestern war ich wieder mal beim Friseur. Da macht sich ein, zumindest aus Konsumentensicht, angenehmer Effekt der teilweisen Niedriglöhne in diesem Land bemerkbar: Viele Dienstleistungen und Handwerksarbeiten sind spottbillig. Für Schneiden und Bartrasur habe ich 8 Euro bezahlt. Und deswegen ist es aber keinesfalls schlechter als zu Hause. Ganz im Gegenteil, der Friseur gibt sich sehr viel Mühe und macht alles ganz genau. Da wird solange herumgeschnippelt bis alles passt.

 

Und die Rasur erst. Das ist eine Prozedur: Zuerst nass machen und Rasiergel drauf. Dann mit dem Messer rasieren. Anschließend mit einem Wässerchen alles abrubbeln und Puder drauf. Nun kommt der Elektrorasierer und alles wird genau nachrasiert. Teilweise kommt sogar eine Art Bimsstein zum Einsatz, mit dem dann wirklich die allerletzten Stoppeln entfernt werden. Zum Schluss dann ordentlich Rasierwasser drauf. Autsch. Und zuletzt darf natürlich eine ausgiebige Kopfmassage nicht fehlen. – Service pur. Bei uns zu Hause könnte man sich das wahrscheinlich gar nicht leisten.


Alkohol und Nachtleben

Den Muslimen ist ja der Genuss von Alkohol verboten. Im Emirat Sharjah ist Alkohol sogar streng illegal. In den anderen Emiraten bekommt man Alkohol nur in Hotelanlagen und speziellen Läden. Erinnert mich ein wenig an meine Zeit in Schweden, wo es ähnlich war und es auch diese speziellen Läden („Systembolaget“) gab. In den Alkoholläden kann man relativ preiswert einkaufen. Als Beispiel kostet eine 1-Liter Flasche Jack Daniels ca. 18 Euro. In den Hotelanlagen ist dagegen Alkohol relativ teuer. Im einziegen Hotel in der Nähe von Ruwais bezahlt man z.B. für eine Halbe Bier ca. 7 Euro.

 

Dagegen gibt es in den größeren Städten eine Unmenge an Hotels, wo man in den angegliederten Bars und Clubs das Nachtleben genießen kann. In den meistens Bars spielt eine Live-Band. Bei einmaligem Besuch vlt ganz toll, erinnert mehrmaliger Besuch, auf Grund des meist begrenzten Repertoire der Bands, eher an den Film „Täglich grüßt das Murmeltier“. Wenn man beim Fortgehen getrunken hat, sollte man möglichst unauffällig nach Hause kommen, da ja Trunkenheit in der Öffentlichkeit verboten ist. Aber wie immer bestätigen Aus-nahmen die Regel. Denn als ich das erste Mal fort war, wäre ich fast in etwas reingetreten, als sich ein Fremder den Abend nochmal ordentlich durch den Kopf gehen lies vorm Eingang zum Hotel.

Moodz - Rotana Al AinPeach Garden Al Ain


Wie kommt man zur QIU?

Auf besonderen Wunsch möchte ich hier kurz erläutern, wie man sich für die Quick Intervention bewerben kann.

Bewerben kann sich natürlich jeder, der die entsprechende Voraussetzungen erfüllt. Generell gelten als Mindestvoraussetzung ein absolvierter Atemschutzlehrgang mit der einhergehenden Atemschutztauglichkeit und 5 Jahre Einsatzerfahrung. Firefighter müssen den Gruppenkommandatenlehrgang und Supervisor den Zugskommandatenlehrgang abgeschlossen haben. Zusätzlich sind natürlich entsprechende Englischkenntnisse erforderlich. Nähere Informationen und die Möglichkeit zur Bewerbung gibt es unter http://www.emiratesfire.ae.

Um der Verwirrung vorzubeugen sei hier nochmal erwähnt, dass man nicht direkt für die Quick Intervention, die zur Abu Dhabi Police gehört, arbeitet. Für uns wäre es nicht möglich Polizist zu werden, deshalb ist man bei der Emirates Fire and Rescue Company, einer Tochterfirma der Abu Dhabi Police, angestellt.

Aus gegebenen Anlass möchte ich hier auch ein paar Sachen erwähnen, die man sich gut überlegen sollte, wenn man ernsthaft an eine Bewerbung denkt. Unsere Tätigkeit hier ist keinesfalls mit jener bei einer BF in Europa zu vergleichen. Wer also herkommen will, um geballtes BF-Feeling zu erleben, ist leider Fehl am Platz. Klar sind wir hier von Beruf Feuerwehrmänner, aber in erster Linie ist es unsere Aufgabe das deutsche Feuerwehrsystem auszubilden. Doch bei uns hatte dieses (bzw. das österreichische) System über 100 Jahre Zeit sich zu entwickeln. Das diese Entwicklung hier nicht von heute auf morgen geht, ist wohl logisch. Daher darf man hier nicht die gleichen Maßstäbe wie bei einer BF in Europa anlegen.
Auf der anderen Seite befinden wir uns auch nicht in einem Feriencamp. Wer also glaubt sich hier die Sonne auf den Bauch scheinen lassen zu können, ist leider ebenso Fehl am Platz. Sicher läuft hier vieles gemütlicher und langsamer ab, aber trotzdem gilt es ordentliche Arbeit zu leisten.
Zuletzt sollte man sich bewusst sein, dass man seine Heimat zurücklässt und sich in eine andere Kultur einfügen muss. Zwar hat die arabische Kultur, wie oftmals schon beschrieben, viele schöne und lustige Seiten, jedoch ist vieles hier einfach anders. Das fängt beim Essen an und hört bei der Einstellung der Leute lange noch nicht auf. Da ist schon einiges an Flexibilität gefragt.
Dies soll auf keinen Fall eine Abschreckung sein, aber man muss sich schon darüber Gedanken manchen, damit es hinterher keine großen Enttäuschungen gibt.

Persönlich

Nach drei Monaten in Ruwais ist es wieder einmal Zeit auch eine persönliche Bilanz zu ziehen. Der Wechsel nach Ruwais hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht. Ich bin hier echt in einem kleinen, aber feinen Team gelandet. Der Zusammenhalt ist sehr stark und von meinen Kollegen kann ich einiges lernen, sei es fachlich oder auch persönlich. Ein bisschen ist Ruwais ja schon ab vom Schuss, aber ich genieße die Kleinstadtidylle sehr.

 

Manchmal ist die Arbeit nicht ganz leicht. Im Endeffekt ist man ja, abgesehen von den Feuerwehrmännern der EFRC, ein Berater und kein Vorgesetzter mit direkter Befehlsgewalt. Also Befehle geben könnte man schon, aber es ist keiner dran gebunden. Es ist daher eine besondere Herausforderung, die zu meiner Tätigkeit hier dazugehört, die Leute zu bewegen. Mann muss dabei ganz kleine Schritte machen. Immer wieder stelle ich fest, dass ich zu viel auf einmal will, aber schön langsam komme ich in das „arabische System“ recht gut hinein. Aber Details dazu in einem eigenen Kapitel. Eine zusätzliche Herausforderung gibt es, wenn dann im Sommer das Thermometer auf über 55°C klettert.

 

Generell muss ich mittlerweile über meinen Aufenthalt hier sagen (den Satz habe ich einem Kollegen abgeluchst, aber ich könnt‘s selber nicht besser ausdrücken): Es ist schön dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Wenn man hier arbeitet hat man auch die Möglichkeit Sachen zu sehen und zu erleben, die einem Pauschaltouristen wahrscheinlich verborgen bleiben. Auf meiner letztens eingeführten Skala befinde ich mich jetzt auf 8,5. 10 ist aber unereichbar, denn ein kleines bisschen fehlt mir die Heimat natürlich schon. Darum freue ich mich auch schon auf meinen Heimaturlaub Ende Juni.

Strand Jebel DhannaStrand Burj al ArabStrand Abi DhabiCreek DubaiRotana RAKEmirates Palace


Freizeit

Anfang April habe ich wieder mal Dubai und Abu Dhabi quasi als Tourist besucht. Diesmal standen in Dubai die Klassiker wie Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, Burj al Arab, das zweithöchste Hotel der Welt, und Palm Jumerah, eine an der Küste in Form einer Palme aufgeschüttete Insel auf dem Programm. Dubai ist kurz gesagt eine Stadt der Superlative. Alles muss am größten, luxuriösesten und wertvollsten sein.

Burj al ArabBurj KhalifaDubai

 

In Abu Dhabi habe ich diesmal die Scheich Zayed Moschee besucht. Eine der größten Moscheen der Welt. In der Moschee sieht man den größten handgearbeiteten Teppich der Welt und den größten Kronleuchter der Welt. Zudem habe ich mir die Formel 1 Strecke von außen angeschaut.

Scheich Zayed Moschee außenScheich Zayed Moschee innenFormel 1

 

Ende April habe ich es endlich geschafft dem Tauchen (oder wie ich den Arabern, die mit „Diving“ nichts anfangen können, gerne erkläre „SCBA under water“) nachzugehen. Dazu habe ich die 5 Stunden lange Fahrt nach Ras al Khaimah auf mich genommen und durfte beim dortigen QIU Team übernachten. Am nächsten Tag gings ins Emirat Fujairah zur Tauchbasis „Scuba 2000“ in der Nähe von Khor Fakkan. Mit dem Boot wurden wir raus aufs Meer gefahren, wo wir 2 Tauchgänge unternahmen. Einen beim „Martini Rock“ (16,5m, 29min) und einen weiteren bei „Shark Island“ (16,8m, 31min). Das Wasser hatte angenehme 27°C (mich schaudert, wenn ich an den Attersee bei unter 10°C denke) und es gab allerlei Fische, Seeigel und Unterwasserpflanzen zu sehen.

Boot RAKTauchbootNach dem Tauchgang


Frauen

Viele fragen mich, wie es mir hier so mit den Frauen geht. Kurz gesagt: Es ist schwierig. Die muslimischen Frauen sind ohnehin tabu. Und bei den Frauen aus Afrika sowie dem mittleren und fernen Osten ist Vorsicht angesagt. Diese verdienen oft nur um die 200 Euro pro Monat. Für die meisten von ihnen ist man leider nur der Goldesel oder das Sprungbrett nach Europa. Spätestens wenn sie checken, dass du als Europäer gut verdienst und Single bist, holen sie die goldene Bratpfanne raus, sind lieb zu dir und machen dir schöne Augen. Aber man kann eben nicht in einen Menschen reinschauen und feststellen, ob sie es machen, weil du so ein lieber Kerl bist, oder nur weil du finanziell eine gute Partie bist.

 

Eine der wohl abgefahrensten Flirtmöglichkeiten von denen ich wohl jemals gehört habe, ist flirten mittels Bluetooth. Leider habe ich selber kein Handy mit Bluetooth, aber es wurde mir folgendermaßen erklärt: Man gehe dazu an einen belebten Ort, z.B. den Essensplatz in einer Mall. Dann aktiviere man seine Bluetoothfunktion und lege in recht überzogener Weise sein Handy vor sich auf den Tisch. Es sollen möglichst viele mitbekommen, dass man bereit ist fürs Bluetoothflirten. Und dann abwarten. Entweder bekommt man Nachrichten, oder man kann ja selber schauen wer so da ist und Nachrichten mit Usern wie „HotSexyMama“ schreiben. Einfach unglaublich.


Straßenverkehr und öffentliche Verkehrmittel

Der Straßenverkehr in den Emiraten ist entsprechend südländisch geprägt. Deutlich gekennzeichnet durch den leichtfertigen Gebrauch der Hupe, Spurwechseln ohne Blinker und eine grobe Auslegung der Geschwindigkeitslimits. In Ruwais ist der Verkehr ja fast null, aber in den größeren Städten ist besonders zu den Stoßzeiten der Bär los. Da bedarf es dann auch einer etwas agressiveren Fahrweise, da man sonst echt verloren ist.

 

Einige interessante Details zu den Autobahnen anhand zweier Beispiele. Die Autobahn zwischen Abu Dhabi und Al Ain ist in beiden Fahrtrichtungen dreispurig und durchgehend beleuchtet! Der Mittel- und die Seitenstreifen sind bepflanzt und werden bewässert. Dazu gibt es eine parallel eine eigene Autobahn, „Truck Road“, für die LKWs. D.h. der Verkehr auf der eigentlichen Autobahn wird nicht durch LKWs behindert. Dagegen ist die Autobahn zwischen Abu Dhabi und Ruwais bzw. weiter nach Sila an der saudi-arabischen Grenze eine „Sparversion“. Sie ist nicht beleuchtet und es gibt auch keine Abfahrten im herkömmlichen Sinn. Will man ein Ziel an der gegenüberliegenden Straßenseite anfahren, muss man ein Stück weiterfahren und einen „U-turn“ machen. D.h. man fährt über die Gegenspur und fährt dann wieder das Stück auf der Gegenspur zurück. Nicht immer ungefährlich, wie mein erster VU Einsatz mit einem Toten gezeigt hat.

 

Entlang der AutobahnAutobahn bei NachtAutobahn RAK-Dubai

 

Hat man kein Auto kommt man in den größeren Städten sehr gut mit Taxis voran. Eine Fahrt durch durch halb Al Ain kostet ca. 5 Euro. Man vergleiche dazu 3.60 Euro in Linz alleine wenn man einsteigt. Nur darf man sich das nicht vorstellen wie bei uns. Größere Fixpunkte finden die Taxler von selber, aber genaue Adressen muss man selber wissen, wie man hinkommt und dem Taxler ansagen. Zwischen den Städten werden auch nach und nach Busverbindungen eingerichtet. Busfahrt von Al Ain nach Dubai bekommt man ab 4 Euro pro Fahrt (Man beachte dabei die Fahrtstrecke von ca. 120 km!).


Essen

Prinzipiell ist Muslimen der Verzehr von Schweinefleisch verboten. Daher ist dieses nur in wenigen speziellen Läden erhältlich. Auch die Preise dafür sind dementsprechend hoch. Ich bin aber auch nicht mehr unbedingt scharf auf Schweinefleisch. Musste ich vor meiner Abreise noch über eine kleine Anektote unseres AFK schmunzeln, habe ich mittlerweile selber schon festgestellt was passiert, wenn man nach längerer Abstinenz wieder Schweinerfleisch verzehrt.

 

Gegessen wird oft auch am Boden sitzend. Dabei sitzen alle um ein großes Tablett herum auf einem Essteppich. Zum Essen wird selten Besteck sondern hauptsächlich die rechte Hand benutzt. Die linke Hand wird höchstens z.B. zum Halten von Brot verwendet, da sie als die unreine Hand gilt. Sie wird nicht zum Mund geführt oder damit ins Essen gegriffen. Übrigens wird sie auch nicht zum überreichen von Gegenständen benutzt. Die linke Hand gilt als unrein, weil mit ihr der Hintern abgewischt wird und in der Wüste Klopapier keine Selbstverständlichkeit ist.

Essen auf der WacheEssen auf der Wache

Wirklich hungern muss im Regelfall niemand. Ganz im Gegenteil, viele Leute legen, wenn sie hier herkommen, gut 10kg zu. Besonders wird dies begünstigt, da viele Speisen und Getränke mit Unmengen an Zucker versetzt werden. Bleibt beim Essen von den reichhaltigen Büffets etwas über, wird jedoch nichts sinnlos weggeworfen, sondern der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung gestellt.

 

Eine sehr gängige Speise ist Reis mit Hähnchen oder Schaffleisch. Zwei Speisen, die ich sehr ins Herz geschlossen habe, sind „Chicken Sharwarma“, das an ein Dürüm mit Hähnchenfleisch und Pommes errinnert, und „Homos“, ein Kichererbsenbrei, der mit Brot gegessen wird. Von exzessivem Verzehr ist jedoch abzuraten, da sonst bei Weightwatchers die Alarmglocken schrillen.


Wüstenfahrt

Letztens sind wir einmal in die Wüste gefahren. Dabei haben wir uns zwei Kamelfarmen angeschaut. Als wir bei der zweiten noch eine Runde mit dem Auto herumgefahren sind und wieder wegfahren wollten, ist der Besitzer gerade mit dem Auto angekommen und uns nachgefahren. Zuerst dachte ich jetzt gibt es Anschiss, weil ihm das nicht so gefallen hat, dass wir um seine Farm herumkurven. Aber denkste: Es hat sich wieder mal gezeigt wie gastfreundlich man hier ist. Obwohl er uns nicht kannte, hat uns der Besitzer eingeladen. Es gab frische (wirklich frisch "gezapfte"!) Kamelmich und Datteln. Dann wurden uns die Kamle vorgeführt und auch anfassen war erlaubt.

Auto durch die WüsteKamelfarmKollegasHeimfahrt aus der Wüste

Nachher gings zurück und Katrin war sicher erleichtert, dass sie nicht für ein paar Kamele eingetauscht wurde ;)

Unruhen im nahen Osten

Immer wieder werde ich gefragt, wie es denn mit den Unruhen im nahen Osten aussieht und ob ich davon betroffen wäre. Gleichmal vorne weg: Die VAE sind absolut nicht von diesen Unruhen betroffen und ich habe hier vorraussichtlich nichts zu befürchten.

Auf Grund der Situation habe ich einige interessante Gespräche geführt mit meinen Kollegen, die aus Jordanien und dem Oman kommen. Dabei habe ich erfahren, dass die Leute in den unruhigen Ländern nicht, wie es sich für mich manchmal in den Medien darstellt, auf die Straße gehen, um das Regime an und für sich zu stürzen. Viel mehr wollen sie auf ihre Probleme aufmerksam machen. In den betroffenen Ländern sind viele arbeitslos, bei vielen fehlt trotz Arbeit das Geld um sich grundlegende Dinge wie Wohnung, Essen usw. leisten zu können. Besonders dramatisch ist die Lage teilweise, da genug Geld da wäre, aber einige wenige bzw. der Staat dieses horten und zu wenig für die Allgemeinbevölkerung bleibt.

Doch in den Emiraten ist die Situation ganz anders. Hier ist die Arbeitslosenquote quasi gleich null. Die Einheimischen haben vor allem durch das Öl so viele Geld zur Verfügung, dass sie eigentlich gar nicht arbeiten müssten. Es sind jedoch alle verpflichtet zu arbeiten, da sonst das System zusammenbrechen würde. Alle restlichen Einwohner sind Gastarbeiter, die nur eine Aufenthaltsbewilligung bekommen, wenn sie einen Arbeitsplatz haben. Sie haben im Wesentlichen auch keinen Grund für Proteste, da es ihnen sogar bei geringer Bezahlung hier besser geht und sie hier mehr verdienen als in ihrer Heimat. In den Emiraten besteht also kein Grund zu Unruhen, da hier alle ein relativ gutes Leben führen können.


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