Persönliches

Nach nun etwas mehr als 10 Monaten VAE ist es wieder einmal Zeit eine persönliche Bilanz zu ziehen. Der Sommer war ehrlich gesagt schon eine Qual und die Hitze hat mir ganz schön zugesetzt. Bei den hohen Temperaturen beginnt man bei den kleinsten Tätigkeiten immens zu schwitzen und auch wenn es in den Innenräumen gekühlt ist, wird man total unbeweglich. Besonders der Ramadan beutelt einen auf Grund der vielen Einschränkungen ordentlich. Aber das schlimmste ist nun vorbei. Interessant ist, dass ich, trotz der ständigen warm-kalt Wechsel durch die Klimaanlagen, noch nie ernsthaft verkühlt oder krank war seit ich in den VAE bin.

 

Auf meiner Skala (kurz zur Erinnerung: von 1 bis 10, 1 = „Ich geh mich dann mal schnell erschießen“ und 10 = „Ich bin im 7. Himmel“) bin ich weiterhin auf 8,5. Leider musste ich feststellen, dass manche nicht so sind, wie es am Anfang schien, und so manches falsches Spiel treiben. Aber ich lasse mir hier sicher nichts anhängen und auch durch das mittlerweile sehr gute Verhältnis zu vielen Einheimischen auf der Wache habe ich viel Spaß bei der Arbeit. Und einen Vorteil habe ich natürlich als Österreicher: Wir machen’s eben mit’m Schmäh.

 

Meiner Freundin wäre es durchaus recht, wenn ich mich nach Abu Dhabi versetzen lasse. Doch es gefällt es mir hier so gut und ich fühle mich hier so wohl, dass ich die 200km lange Fahrt gerne auf mich nehme. Durch unseren Schichtrhythmus kann ich ja zwischendurch immer 4 Tage in Abu Dhabi bleiben. Und auf den Wachen in Abu Dhabi ist die Situation keinesfalls besser. Es zeigt sich immer wieder was passiert, wenn man zusammen arbeitet und auch noch zusammen wohnen muss. Da kommt es auf Dauer eben zum einen oder anderen Lagerkoller.


Tauchen und Freizeit

In der Zwischenzeit war ich in den VAE zweimal zum Tauchen. Das erste Mal nochmals mit meinen Kollegen aus Ras al Khaimah. Ein Tauchgang bei Inchcape 2 (21,6m, 28min), wo ich das erste Mal zu einem Wrack getaucht bin und ein weiterer bei Shark Island (15,5m, 38min). Schade, dass die Jungs mittlerweile alle nach Deutschland zurückgekehrt sind. Das zweite Mal war ich in Dubai in der Nähe von Jebel Ali. Dort ging es zuerst zum Wrack der Zainab (27,4m, 23 min), einem Schmugglerschiff, das absichtlich versenkt wurde, um einer Kontrolle durch die US Navy zu entgehen. Der zweite Tauchgang dort war zum Wrack der Hammourbarge (19,8m, 47min), einem alten Frachtschiff, das beim Transport von Stahlrohren untergegangen ist.

 

tauchen raktauchen jebel ali

 

Anfang Juli war ich nach 8 Monaten endlich wieder in Österreich auf Heimaturlaub. Etwas stressig, denn natürlich wollte ich möglichst alle meiner Freunde wieder sehen, was dann leider nicht ganz geglückt ist. Ich war auch ganz froh, dass mich nach der langen Zeit zumindest fast alle gleich wieder erkannt haben.

 

In den Urlaub ist mir meine Freundin Michelle gefolgt. Sie ist Schottin und arbeitet schon seit 7 Jahren in Abu Dhabi als Lehrerin an der britischen Schule. Auf ein paar ihrer Geschichten über die VAE werde ich sicher noch zurückkommen. Gemeinsam haben wir viel in der Natur unternommen und da ist mir aufgefallen, was ich vorher gar nicht mehr zu schätzen wusste: Das viele Grün! Klar ist in den Emiraten auch einiges begrünt, aber man kann sich wohl kaum vorstellen, wie schön diese saftigen, grünen Wälder und Wiesen zum Anschauen sind, nachdem man 8 Monate in der Wüste war.

 

Ende Juli waren wir im 5 Sterne-Hotel Qasr Al Sarab, das mitten in der Wüste, schon relativ nah an den Grenzen zum Jemen und Oman, liegt. Architektonisch gleicht das Qasr Al Sarab einer Oase bzw. einem Wüstenschloss und bietet allen Luxus den man sich nur erdenken kann: Pool, Massage, Fitnessstudio usw. Innerhalb des Hotels kann man sich sogar mit einem Golfbuggy überall hinfahren lassen. Das Bett und die Badewanne, die eher einem Pool glich, hätte ich am liebsten mit nach Hause genommen. Ein Traum aus 1001 Nacht. Eine Attraktion für sich war ein Ausritt auf Kamelen. Da die Kamele beim Besteigen sitzen und sie zuerst mit den Vorderbeinen, zeitversetzt gefolgt von den Hinterbeinen, recht schnell aufstehen, fühlte ich mich wie in einer Achterbahn. Beim Absitzen ist übrigens mindestens genauso gut festhalten angesagt.

 

qasr al sarabqasr al sarabqasr al sarab

kamelführerkarawanegolfbuggy


Heißer Sommer und Ramadan

Der Sommer war gekennzeichnet durch extrem hohe Temperaturen um die 50°C, begleitet durch eine teilweise ebenfalls sehr hohe Luftfeuchte. Manchmal kommt man sich vor wie in einer Biogensauna. Nur mit dem Unterschied, dass man diese nach kurzer Zeit meist wieder verlässt, aber hier diese Zustände weitgehend den ganzen Tag herrschen. Besonders am Nachmittag geht man dann eigentlich nur mehr raus, wenn man wirklich muss.

 

Im August war der Fastenmonat Ramadan. Dann darf von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts durch den Mund zu sich genommen werden. Das heißt nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen oder Kaugummi kauen usw. Bei Sonnenuntergang wird dann das Fasten mit einer Dattel gebrochen und dann darf bis zum nächsten Sonnenaufgang wieder geschlemmert werden.

 

Ich muss ganz ehrlich eingestehen ich habe den Ramadan nicht mitgemacht. Werden die Araber von Kindheit an daran gewöhnt, ist der Ramadan für einen Europäer besonders im Sommer bei den hohen Temperaturen sehr hart. Aus Respekt nimmt man aber seine Nahrung dann hinter verschlossener Tür zu sich. Wer sieht einem schon gerne beim Essen zu, wenn er selber fastet. In gewisser Weise birgt der Ramadan auch besondere Gefahren in sich. Wenn Feuerwehrmänner beim Atemschutzeinsatz das Trinken verweigern, besteht natürlich die Gefahr eines Kreislaufzusammenbruchs. Weiters nimmt gegen Sonnenuntergang die Dichte der Verkehrsunfälle zu, da viele Autofahrer, geschwächt vom Fasten, die Konzentration verlieren.

Arabische Kultur

Auf der Wache läuft die Arbeit nach dem „Arabischen System“, wie ich schon einmal kurz angesprochen habe. Aber was heißt das nun genau? Im Grunde kann ich den Arabern ja keine Befehle geben. Also versuchen könnte ich es schon, aber es muss sich ja keiner daran halten. Die beste Möglichkeit nun die Araber zu bewegen, ist über die Freundschaft. Für Freunde machen die Araber ziemlich alles. Also ist es sehr wichtig auf der Wache soziale Kontakte zu pflegen und mit den Jungs mal Tee zu trinken oder Fußball zu spielen. Und mal ehrlich: Wer nimmt schon gerne Anweisungen von einem Unbekannten entgegen, von dem man nicht weis was er im Schilde führt. Natürlich ist das aber oft eine schwierige Gradwanderung, da eine Freundschaft natürlich auch mal ausgenutzt wird. Auch kann man ja nicht sofort mit jedem Freund sein. Mit manchen bist du es nach 5 Minuten und mit manchen wirst du es nie. So ist es eben wo Leute zusammenkommen. Besonders das Training wird nach dem „Arabischen System“ vereinbart. Teilweise verhandelt man dann wie auf einem orientalischen Markt. Es gibt Angebote und Gegenangebote über Art und Dauer und irgendwo in der Mitte einigt man sich.

 

MeetingraumKhalfanSamsung camp

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Emirates ID und Führerschein

Wie früher versprochen, bin ich noch die Geschichte schuldig, wie ich meinen Führerschein hier erlangt habe. Insgesamt hat es drei Monate gedauert, bis ich meine mobile Freiheit wiedererlangt habe. Zuerst musste ich die Emirates ID, eine Art Personalausweis, beantragen. Dies ist mir erst im dritten Anlauf gelungen. Dazu muss man zuerst in ein „Typing Office“ gehen, wo die Daten des Passes in ein System eingetragen werden. In einem dieser Typing Offices war zufälligerweise jedesmal, wenn ich dort war, immer gerade Systemausfall und in einem anderen hätte ich meinen Pass dort lassen müssen. Nur wollte ich auf keinen Fall meinen Pass, der übrigens nicht einmal dem Inhaber sondern eigentlich der Republik Österreich gehört, einem Fremden ohne Aufsicht überlassen. Wenigstens die eigentliche Beantragung bei der ID-Behörde ging dann problemlos. Musste dabei immer an den Asterix-Film denken, in dem er den Passierschein A38 erlangen will.

 

Bei der Ausstellung des Führerscheins habe ich wieder einmal gesehen, dass Freundschaften in diesem Land unheimlich hilfreich sind. Eigentlich wären dazu unzählige Dokumente und eine, von der österreichischen Botschaft und dem emiratischen Außenministerium beglaubigte, Übersetzung meines Führerscheins nötig gewesen. Gewisse Bekanntschaften in Ruwais haben es mir aber ermöglicht den Führerschein mit relativ wenigen Dokumenten und einer unbeglaubigten Übersetzung zu bekommen. Eine unendliche Geschichte nahm damit ihr Ende.


Architektonische Eigenheiten

In allen Häusern fallen zwei wesentliche Unterschiede zu Europa auf. Zum einen sind überall Klimaanlagen vorhanden. Diese sind bei den hohen Temperaturen im Sommer natürlich unverzichtbar. In älteren Geschäften habe ich schon oft fragwürdige Verkabelungen gesehen, die immer wieder als Auslöser für Brände gelten. Leider wird der Einsatz der Klimaanlagen meistens übertrieben. So kommt es neben einem immensen Energieverbrauch dazu, dass man sich beim Eintreten in klimatisierte Räume wie im Kühlschrank fühlt und beim Rausgehen beinahe einen Hitzeschlag bekommt.

 

Zum anderen fällt der Brauseschlauch neben der Toilette auf. Dazu gibt es oft nur Stehtoiletten, wie man sie vielleicht auch aus dem mediterranen Raum kennt. Der Brauseschlauch wird zum Abputzen nach verrichtetem Geschäft verwendet. Entsprechend gibt es dazu dann in der Regel kein Klopapier. Auf der Wache in Ruwais gibt es sogar eine eigene Toilette für uns Europäer mit Sitztoilette und Klopapier.


Kleidung

Traditionell tragen die arabischen Männer ein knöchellanges Gewand, ein wenig ähnlich einem Kleid, das verschieden Disch-Dascha oder auch Kandura genannt wird. Dazu tragen sie ein Kopftuch, die Kufiya, das bei uns besser unter dem Namen Palästinensertuch bekannt ist. Zum besseren Halt des Kopftuches kann ein Ring, genannt Agal, aufgesetzt werden.

 

Kleidungdisch dasch

 

Die muslimischen Frauen tragen über ihrem normalen Gewand ein schwarzes Übergewand, den Hijab. Dazu gehört mindestens ein schwarzes Kopftuch. Es gibt auch Varianten, bei denen das Kopftuch nur mehr einen Sehschlitz freilässt oder wie ein Vorhang das Gesicht ganz verdeckt. Interessanterweise kann es natürlich auch vorkommen, dass die Frauen unter dem Hijab auch sündteure Designerklamotten tragen, die aber durch das Übergewand keiner sehen kann.

 

Auch als Nichtmuslim sollte man sich in der Öffentlichkeit entsprechend kleiden. In der Regel sagt man, dass ¾ des Körpers, zumindest Knie und Schultern, bedeckt werden sollen. Auch an Eingängen zu Malls wird oft mit Hinweisschildern „Wear respectful clothing“ darauf hingewiesen. Eine normale kurze Hose sieht für einen Araber wie eine Badehose aus und wer geht schon mit der Badehose in die Stadt einkaufen oder ins Kino.

 

wear respectful clothing


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