Persönlich

Auf einer Skala von 1 bis 10, wo 1 „Ich geh mich dann mal schnell erschießen“ und 10 „Ich bin im 7. Himmel“ entspricht, würde ich momentan zwischen 6 und 7 einschätzen. Die Arbeit ist soweit ok und ich habe sehr viel Zeit mich feuerwehrtechnisch zu festigen und erweitern. Seien es manchmal nur Kleinigkeiten, so kann ich mittlerweile zB endlich den Palstek ohne 5 mal überlegen und 7 mal probieren. Einsatzmäßig lässt es noch etwas zu wünschen übrig. Einmal bin ich 6 Schichten lang keinen einzigen Einsatz gefahren. Aber das soll im Sommer interessanter werden, wenn dann auf Grund der hohen Temperaturen alles brennt wie Zunder. Was mir sehr gefällt ist, dass ich hier endlich genügend Zeit für Sport habe. Oft nutze ich auch die Zeit im Schichtdienst auf der Wache und gehe 4 mal pro Woche laufen.

Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass es hier nicht so leicht ist Freunde zu finden, wie damals in meiner Zeit als Austauschstudent, da man nicht mit lauter Leuten, die in der gleichen Situation sind, gezielt zusammengepfercht wird. Eine Freundin ist ja leider, wie vorhin schon beschrieben, kurz nachdem ich sie kennen gelernt habe, abgereist. Aber es wird schön langsam. Als einziger Österreicher unter lauter Deutschen hat man es auch in der Kollegschaft nicht unbedingt leicht. Es gibt gewisse Vorurteile und natürlich herrscht auch in der Beziehung zumindest eine kleine Sprachbarriere. Es haben sich schon einige gefunden mit denen ich gut kann, doch, wie ich immer zu sagen pflege, muss ich nicht mit jedem Kollegen nach der Arbeit zur Tankstelle auf ein Bier gehen.

Freizeit

In meiner Freizeit habe ich bisher Abu Dhabi und Dubai besichtigt.

In Abu Dhabi habe ich mir konkret den Emirates Palace, die Ferrari World und das Bräuhaus angeschaut. Der Emirates Palace ist ein Herrscherpalast, der zum Teil auch als Hotel genutzt wird. Die der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglichen Hallen und Räume kann man eigentlich einfach nur mehr als überwältigend prunkvoll bezeichnen. Natürlich durfte der für das Hotel bekannte Cappucino mit Goldstaub um satte 12 Euro nicht fehlen. Man macht es ja nicht jeden Tag und sollte das schon mal erlebt haben. Die Ferrari World ist ein gigantischer Vergnügungspark, der sich alles rund um Ferrari zum Thema gemacht hat. Die verschiedenen Achterbahnen sollen einem ein gewisses Rennwagenfeeling vermitteln. Man könnte in diesem Park Tage verbringen, so groß ist die Auswahl an Attraktionen vom Rennsimulator mit Force Feedback bis zur Fahrt durch italienische Modelllandschaften. Das Bräuhaus ist es ein kleines Lokal im Rotana Beach Hotel. Hier gibt es Büffet mit allerhand bayrischen Spezialtäten von der Weißwurst bis zum Scheinebraten.

Emirates PalaceCappucino mit Goldstaub im Emirrates PalaceFerrari World

Dubai habe ich bisher hauptsächlich besucht, um mir dort die Augen lasern zu lassen. Ich hatte schon zu Hause öfters überlegt diesen Eingriff machen zu lassen. Doch als ich erfahren habe, dass dieser hier bei einem deutschen Arzt um mehr als die Hälfte billiger ist als zu Hause, konnte ich nicht mehr widerstehen. Die Operation ist soweit gut verlaufen und ich kann jetzt ohne Brille oder Linsen sehen wie ein Adler. Bei diversen Terminen zu Vor- und Nachuntersuchungen habe ich die Gelegenheit genutzt, um diverse Malls und die Intersec-Messe, die hiesige Messe für Sicherheit und somit unter anderem auch Feuerwehrwesen, anzuschauen. Die Malls sind eine Attraktion für sich und würden dazu einladen ziemlich viel Geld dort zu lassen in all den Luxusgeschäften. Die Intersec war ganz interessant, doch der Feuerwehrsektor war relativ klein. Etwas schade fand ich, dass Rosenbauer nicht vertreten war.

Wafi MallDubai MallKameltransport

Zum Tauchen bin ich bisher noch nicht gekommen. Letztens habe ich mir Flossen und einen 3mm Neoprenanzug besorgt, damit meine Tauchausrüstung soweit komplett ist. 3 Kollegen von mir sind selbst Taucher aber zur Zeit nicht wirklich aktiv. Ich hoffe es gelingt mir zumindest einen von ihnen zu motivieren und somit einen Tauchpartner zu finden. Bis Ende Februar darf ich nach meiner Augenoperation ohnehin nicht tauchen, aber dann möchte ich voll loslegen.


Feuerwache Sanaiya

Die ersten 2 Monate hatte ich Dienst auf der Feuerwache Sanaiya. Hier arbeiten zusätzlich zu den einheimischen Feuerwehrmännern noch türkische und jordanische Feuerwehrmänner der EFRC. Der Zug in Sanaiya besteht aus aus KDO, RLF-A 2000, TLF-A 7000, DLK 53 und einem GTFL-A 18.000. Zusätzlich gibt es noch 2 MTF.

Die Einsätze umfassen hauptsächlich Brände. Trotz nur sehr weniger Einsätze, wohl auf Grund der gemäßigten Temperaturen im Winter, waren die meisten davon Müllcontainerbrände, oft hervorgerufen durch eingeworfenes Glas.

Zur Zeit wird in 3 Schichtgruppen im 24h Dienst gearbeitet. Dem Dienst folgen 48h Freizeit. Der Schichtablauf beginnt um 8 Uhr mit dem „Tabur“ (Schichtübergabe). Dabei wird die Anwesenheit der Schicht überprüft und die Mannschaft wird den Fahrzeugen zugeteilt. Anschließend checkt die Mannschaft ihre Fahrzeuge auf Vollständigkeit der Ausrüstung. Außer am Wochenende gibt es in jeder Schicht einmal Training, wo ein Übungsthema meist mit praktischen Übungen aufgearbeitet wird.

Prägend ist oft die Sprachbarriere. Dienstsprache ist an und für sich Englisch, aber einige der Feuerwehrmänner haben oft nur schlecht ausgeprägte Schulkenntnisse. Dementsprechend muss man sich bei Erklärungen oder auch sonstigen Gesprächen sehr viel Zeit nehmen und Dinge vorzeigen oder mit Händen und Füßen erklären. Manchmal kann man sich auch Übersetzern bedienen. Einige der Feuerwehrmänner, die schon länger mit den deutschen zusammenarbeiten, sprechen so gut Englisch, dass sie Erklärungen an ihre Kollegen in deren Muttersprache weitergeben können.

Die Ausbildung gestaltet sich oft schwierig, da es an Ausbildungsmaterialien wie Autos zum Zerschneiden fehlt und keine Objekte außerhalb der Wache beübt werden können. Man muss dann immer kreativ arbeiten und improvisieren, damit die Feuerwehrmänner nicht das Interesse verlieren.
Tragbare LeiternDrehleiterHebekissen

Civil Denfence vs. QIU

Das Feuerwehrwesen wird in den UAE grundsätzlich über die staatliche Civil Defence (“Zivile Verteidigung”) abgedeckt, eine freiwillige Feuerwehr gibt es nicht. Diese Einheit arbeitet jedoch nicht nach dem deutschen System und kennt daher z.B. keinen Innenangriff. Auch das Arbeiten in Trupps ist nicht bekannt, wodurch auch Taktik eher im Hintergrund steht und versucht wird sich quasi auf das Feuer zu stürzen.Ich habe schon Berichte gehört (leider noch nicht selbst gesehen), dass dann Zimmerbrände im 2. Stock mit dem Monitor durchs Fenster gelöscht werden. Es wird dann so lange Wasser reingelassen, bis es unten an der Eingangstüre des Hauses wieder rauskommt.

Nachdem 2003 under anderem große Teile des Souq („Alter Markt“) in Abu Dhabi abgebrannt sind, da dieses Feuer mit den bis dorthin angewendeten Methoden nicht beherrschbar war, wurde die Technical Rescue und Quick Intervention, kurz QIU für Quick Intervention Unit, gegründet. Diese Einheit ist Teil der Abu Dhabi Police und arbeitet nach dem deutschen System. Die Ausbildung nach dem deutschen System und die Unterstützung bei Einsätzen, um diese nach dem deutschen System zu führen und abzuarbeiten, geschieht durch die deutschen Mitarbeiter der EFRC. Teilweise stellt die EFRC auch entsprechend ausgebildete Feuerwehrmänner hauptsächlich türkischer oder jordanischer Herkunft zur Verfügung.

Ein Einsatz wird im Regelfall von mind. 2 Deutschen begleitet. Der deutsche Supervisor unterstützt den einheimischen Supervisor bei der Führung des Einsatzes. Der deutsche Firefighter begleitet den Angriffstrupp beim Innenangriff. Zusätzlich, besonders bei größeren Einsätzen, können noch deutsche Experts dazukommen, die dann die Leitung mehrerer Züge unterstützen und zwischen anderen Einsatzorganisationen vermitteln.

Die Ausbildung, sowohl die laufende Ausbildung auf Schicht, als auch Kurse vom Grundlehrgang bis hin zum Gefährliche Stoffe Lehrgang usw., wird gänzlich von den deutschen Mitarbeitern durchgeführt.

Arabische Kultur

Die einheimischen sind sehr gastfreundlich. Fast egal wo man hinkommt, wird man mindestens auf Kaffee, Tee, Wasser und/oder Zigaretten eingeladen. Manchmal kann das aber fast beschämend sein, wenn man von Leuten eingeladen wird, die weit weniger haben als man selbst. Doch Gast-freundlichkeit wird hier sehr groß geschrieben, besonders da der Koran es den Muslimen so vorschreibt.

Zu beachten gibt es etliche Regeln, die für einen Mitteleuropäer, wie mich, nicht immer unbedingt selbstverständlich sind. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind zwar relativ westlich eingestellt im Vergleich zu anderen islamischen Staaten und vieles wird hier nicht ganz so eng gesehen. Doch gibt es auch hier teilweise strenge Strafen für Dinge, die bei uns höchstens als Kavaliersdelikt gehandhabt werden. So ist es zB nicht ratsam anderen Autofahrern den Stinkefinger zu zeigen, wie es einem Kollegen passiert ist. Auch wenn viele hier fahren wie alte Männer mit Hut. Es dauert dann nicht lange, bis die Polizei vor der Haustür steht und man auf die Gnade des Anzeigenden angewiesen ist, damit man nicht in mehr Schwierigkeiten kommt.

In der Öffentlichkeit ist auch Trunkenheit oder der Austausch von Zärtlichkeiten verboten. Das ist dann schon schwer, wenn du mit einer Frau befreundet bist und darfst ihr, wenn du dich für wahrscheinlich immer verabschiedest, weil sie abreist,nachdem ihr Arbeitsvertrag ausgelaufen ist, nicht einmal eine kleine Umarmung geben darfst.

Shamima

Weiters ist es zB verboten muslimische Frauen einfach in der Öffentlichkeit anzusprechen. Dies ist nur gestattet, nachdem dir die Frau von ihrem Mann vorgestellt wurde. Bis jetzt bin ich noch nicht in die Situation gekommen, aber so wäre es uns sogar verboten bei Einsätzen, wie Verkehrunfällen, muslimische Frauen, auch wenn es der Rettung beiträgt, zu berühren. Dies ist erst gestattet, nachdem wir direkt dazu aufgefordert werden.

Diese Betrachtung und vor allem die Regeln sind natürlich noch lange nicht vollständig, doch mehr dazu in späteren Berichten.


Erste Zeit in den VAE

Nach der Ankunft am Flughafen ging es kurz zu einer Dachterrassenparty der deutschen Mannschaft, um vorstellig zu werden bei den Kollegen in Abu Dhabi. Dort hat es mir gleich doppelt die Sprache verschlagen. Einerseits, da ich nicht damit gerechnet hatte, so schnell wieder ein Bier in der Hand zu haben nach meiner Abreise. Andererseits, da mir zu Hause noch geraten wurde mein Kreuz, das ich an meiner Halskette sonst trage, nicht mit zu nehmen. Mir wurde dann jedoch von der Terrasse gleich die katholische Kirche gezeigt und somit eines Besseren belehrt.

Das erste Ziel, dass man bei der Ankunft vor Augen hat, ist der einheimische Führerschein, um seine mobile Freiheit wieder zu erlangen. Nach Beantragung eines Residence Visums darf man nämlich nicht mehr mit dem bei Touristen akzeptierten Internationalen Führerschein fahren, sondern muss seinen Führerschein überschreiben lassen. Dazu nehme man das Residence Visum selbst, eine zumindest beantragte ID-Karte, für die man auch wieder vorher das Residence Visum benötigt, und eine Übersetzung des Führerscheins auf Arabisch.

Damit der Antrag für das Residence Visum weiter bearbeitet wird und auch damit man tauglich für den Schichtdienst ist, muss man dann zuerst zum „Medical Check“. Dabei ist es nicht unüblich mehrere Anläufe zu benötigen. Beim ersten Versuch kamen wir beim Untersuchungszentrum in Abu Dhabi nach 1,5h Fahrt an und sind dann gleich wieder nach Hause gefahren, da wir an diesem Tag nicht mehr dran gekommen wären, nachdem bereits zu viele zu Untersuchende gewartet haben.

Es folgten noch einige Fahrten nach Abu Dhabi. Im Endeffekt hatte ich dann nach 2 Monaten meinen Pass inklusive Visum wieder in der Hand und habe mittlerweile meine ID beantragt. Die ID bedurfte natürlich auch mehrerer Anläufe, aber dazu vielleicht ein anderes Mal. Nun hoffe ich bis Anfang Februar meinen Führerschein zu haben. Man kann sich vorstellen, dass dies alles etwas kompliziert ist.

Eine wichtige Sache, die man dabei lernt, ist Geduld zu haben. Am Anfang ist das relativ schwer, da man als Westeuropäer ein anderes Temprament diesbezüglich hat und natürlich darauf brennt unabhängig zu sein. Aber spätestens im Sommer bei Außentemperaturen über 50° wird diese Geduld dann sicher sehr wichtig werden, da dann jede Form von Stress eine noch zusätzliche Belastung zu den ohnehin schweren, klimatischen Bedingungen darstellt.

Kleines Vorwort:

Auch wenn es ursächlich nicht unbedingt mit meiner Mechatronikausbildung zusammenpasst, war es schon länger mein Wunsch im Feuerwehrwesen zu arbeiten. Nachdem ich auch, auf Grund der guten Erfahrungen in meiner Zeit als Austauschstudent, zumindest einmal im Ausland arbeiten wollte, tat sich eine große Möglichkeit auf diese beiden Wünsche zu verbinden, als ich im Brennpunkt über die Quick Intervention Unit gelesen habe. Am 3. November 2010 war es dann soweit und ich habe mich auf den Weg in die Vereinigten Arabischen Emirate gemacht, wo ich zur Zeit in Al Ain als Supervisor im Auftrag der Emirates Fire and Rescue Company für die Abu Dhabi Police arbeite.


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