Einsätze die unter die Haut gehen

Als Feuerwehrmann kommt man manchmal in Gegenden, die Touristen sowieso und dem Großteil der Expatriates verborgen bleiben. So kam ich bei einem Einsatz in eine Arbeiterunterkunft. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie es dort ausgesehen hat. Im Obergeschoss eines Gewerbegebäudes waren unzählige kleine Zimmer, ca. 3x4 Meter groß. In jedem dieser Zimmer haben je 8 Personen in 4 Stockbetten gewohnt. Da waren nicht mal Schränke für die persönliche Habe. Diese war in Plastiksäcken unter den Betten verstaut. Es ist unglaublich, wie man nur so zusammengepfercht leben kann. Man ist ja niemals für sich alleine bzw. hat überhaupt keine Privatsphäre. In der kleinsten Herberge hat man sicher ein schöneres Leben. Dort ist unsereiner ja aber auch nur ein paar Tage, wenn man im Urlaub billig unterkommen will, und verbringt nicht seine gesamte Zeit dort. Für unsere Maßstäbe verdienen diese Leute auch nur ganz wenig. Man muss nun bedenken, dass diese Leute ja nicht grundlos sich diese Zustände antun. Wo sie herkommen, sieht es noch schlechter aus. Dort haben sie entweder keine Arbeit oder nur ganz geringe Bezahlung. Einen Großteil des in den Emiraten verdienten Geldes schicken sie nach Hause, um ihre Familien zu versorgen.

 

Am Tag zuvor hatte mir ein Kollege von einer anderen Wache erzählt, dass dort ein einheimischer Feuerwehrmann mit einem Packen Geld zum Autohändler los ist, um sich so schnell mal einen Audi Q7 zu kaufen. Zurückgekommen ist er dann doch mit einem Mercedes G55 AMG um 80.000 Euro. Übrigens ganz ein schickes Auto, aber wenn ich diese Schere zwischen Arm und Reich so hautnah und unmittelbar sehe, dann stimmt mich das schon recht traurig und ich werde den Gedanken wieder mal nicht los, dass unsere Welt ganz schön ungerecht verteilt ist.


Civil Defence vs. Quick Intervention

Ganz am Anfang, als ich in die Emirate gekommen bin, habe ich einen Artikel mit der gleichen Überschrift geschrieben. Damals konnte ich den Vergleich hauptsächlich nur auf Basis von Erzählungen machen. Da ich nun beide Seiten hautnah kenne, etwas mehr zu dem Thema.

 

Die Civil Defence ist eine bundesweite Organisation, deren ursprüngliche Aufgabe die Brandbekämpfung ist. Ursprünglich in dem Sinne, dass technische Hilfeleistungen größtenteils von der Technical Rescue bewältigt werden. Die scharfe Abgrenzung der Aufgabengebiete verschwindet jedoch mittlerweile teilweise. Die Quick Intervention hingegen ist der Emergency and Public Safety Abteilung der Abu Dhabi Police unterstellt und gehört somit einer emiratsweiten (vgl. landesweiten) Organisation an. Wenn man nun bedenkt, wie auch in Österreich Bund und Länder laufend um Kompetenzen und Gelder streiten, kann man sich sicher vorstellen, dass diese unterschiedlichen Organisationsformen nicht immer der Kooperation beider Körper dienlich sind.

 

Am besten lassen sich beide Organisationen wohl anhand der Schlagkraft, bestehend aus Mannschaft, Gerät und Ausbildung vergleichen. Die Mannschaftsstärke der Civil Defence ist bedeutend geringer. Fährt die Quick Intervention normalerweise in voller Zugstärke aus, so bildet die Civil Defence der Fahrzeuge wegen schon auch einen Zug, jedoch ist dieser in der Regel in Gruppenstärke besetzt. Dazu sind Gerät und Fahrzeuge der Civil Defence gegenüber jenen der Quick Intervention oft veraltet. Wobei in diesem Bereich in den letzten Jahren schon sehr viel aufgeholt wurde. Die Ausbildung in der Quick Intervention erfolgt durch die Europäer nach deutschen Standards. In der Civil Defence wurde mit einer breiten, gezielten Ausbildung erst heuer mit der neu gegründeten Civil Defence Acadamy begonnen. Vorher wurden die Leute vereinzelt auf Kurse geschickt und da oft in unterschiedliche Länder, d.h. nach unterschiedlichen Systemen ausgebildet. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass zwar die Mannschaft in der Civil Defence manchmal wenig Lehrbuchwissen hat. Aber oft habe ich schon zu meinem Erstaunen beobachtet, dass besonders die alten Feuerwehrmänner, die schon lange dabei sind, viele Dinge aus der Erfahrung her kennen. Wobei dies meiner Meinung nach ein gefährliches Spiel ist, denn nicht immer alle Erfahrungen müssen richtig sein.

 

Die Civil Defence ist ja etwas verschrien oft scheinbar irrsinnige Vorgehensweisen an den Tag zu legen. Ich glaube jedoch man muss das im Gesamtbild betrachten, in dem es doch an einigen Rahmenbedingungen fehlt. Nicht immer kann man das Vorgehen auf reine Unwissenheit oder Schlamperei zurückführen. So ist es nicht verwunderlich, dass Zimmerbrände mit dem Werfer ausgemacht werden, wobei ein entsprechender Wasserschaden entsteht, wenn Gebäude sehr billig gebaut werden und ohnehin nicht auf die lange Lebensdauer, wie wir sie kennen, ausgelegt sind. Gerade die Arbeiterunterkünfte sind schneller und günstiger abgerissen und neugebaut als renoviert. Oder was bringt es, wenn ich ein Opfer eines Verkehrsunfalls vorschriftsgemäß patientengerecht rette und aber die Rettungssanitäter das Opfer nicht stabilisieren können, wie es bei uns durch den Notarzt geschieht. Manche Dinge lassen sich hier nicht 1:1 wie in Europa umsetzen, solange das nötige Umfeld dazu fehlt.

 


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