Singapur
Singapur ist eine sehr moderne Stadt. Das Stadtbild wird von vielen Wolkenkratzern geprägt. Ich muss mich immer dran erinnern, dass ich als kleiner Junge ein Puzzle mit einem Motiv von Singapur zusammen gebaut habe. Damals hätte ich mir höchstens erträumen können, dass ich später einmal die Stadt besuchen und genau dieses Motiv real sehen würde.
Charakteristisch ist für die Stadt, dass sie sehr sauber ist. So ist das Wegwerfen von Abfall auf der Straße streng verboten. Schon das achtlose Wegwerfen eines Zigarettenstummels führt 150 EUR Strafe nach sich. Leider ist sie auch sehr teuer. Das Preisniveau gerade z.B. für Zigaretten oder abends Essen gehen ist um einges höher, als in der restlichen umliegenden Region oder sogar in Österreich. Man merkt auch noch bis heute, dass Singapur früher eine britische Kolonie war. So sind hier unter anderem britische Steckdosen und es herrscht Linksverkehr. Übrigens nicht ganz ungefährlich, wenn man gewöhnt ist beim Queren der Straße zuerst links zu schauen und dann schon loszugehen. Nicht nur einmal wäre ich beinahe in ein Auto gelaufen.
Auch in Singapur waren die Leute wieder sehr freundlich. Wenn ich bei der Anreise vom Flughafen zur Unterkunft meinen Weg gesucht habe, ist mehrmals jemand auf mich zugekommen und hat mich gefragt, wie er mir helfen kann. Sehr gefreut habe ich mich auf das Wiedersehen mit Shamima, die ich damals in meiner ersten Zeit in den Emiraten in Al Ain kennen gelernt hatte. Drei Tage lang hat sie sich Zeit genommen, mir die Stadt gezeigt und viele Geschichten und Anekdoten erzählt.
Zuerst haben wir uns die Kirchen St. Josephs und St. Peter und Paul angesehen. Es ist schon erstaunlich, denn obwohl man so weit weg ist von zu Hause ist, erkennt man genau, dass es sich um eine katholische Kirche handeln muss. Alle wichtigen Merkmale, wie z.B. der Altar, der Kreuzweg, die Kanzel usw., sind genauso vorhanden wie daheim.
Danach sind wir zum Civil Defence Museum, also dem Feuerwehrmuseum. Die beiden Feuerwehrmänner beim Empfang waren ziemliche Scherzbolde und haben uns sehr herzlich eingelassen. Im Museum sieht man die geschichtliche Entwicklung von den Anfängen der Singapur Civil Defence Force mit der damaligen Ausrüstung bis zum heutigen Stand. Interessant war auch die Ausstellung über große Schadensereignisse wie das Feuer von Bukit Ho Swee im Jahre 1961.
Nächste Station war das Asian Civilisations Museum. Auch in Singapur treffen sehr viele Kulturen und Religionen aufeinander. Ich denke man kann es ähnlich wie die USA als einen „Melting pot“ bezeichnen. Im Museum lernt man über für uns teilweise nicht so gebräuchliche Religionen wie Daoismus, Hinduismus, Buddhismus und Islam. Am eindrucksvollsten waren für mich die Aus-stellungsstücke zum Daoismus, von dem ich vorher eher keine Ahnung hatte.
Der letzte Programmpunkt an diesem Tag war dann die Nachtsafari im Zoo von Singapur. Shamima hat hier früher gearbeitet und etwas ganz spezielles für uns organisiert. Zuerst gab es ein Buffet bei dem ich nach langer Suche während meiner gesamten Reise Satay (Fleisch auf Spießen mit Erdnusssoße) ergattern konnte. Danach war eine Showeinlage an der Reihe mit Tieren als Hauptakteuren. Der Höhepunkt war dann eine Rundfahrt mit unserem eignen Buggy, bei der man allerlei nachtaktive Tiere im Zoo bestaunen konnte. Dabei durften wir auch einer Elefantenfütterung beiwohnen.
Am nächsten Tag sind wir in Chinatown, wo auch meine Herberge war, ins Heritage Centre. Dort erfuhr ich über die Lebensumstände der chinesischen Einwanderer, die hier her kamen um Arbeit zu finden. Vor allem in früheren Zeiten sicher kein Zuckerschlecken, denn oft lebte damals die ganze Familie auf engstem Raum zusammen. Besonders die Samsui-Frauen, die üblicherweise rote Kopftücher trugen, mussten sehr harte Arbeiten am Bau oder auch andersweitig verrichten.
In Chinatown befindet sich auch der Buddha Tooth Relic Tempel, ein buddhistischer Tempel, der gleichzeit auch als Museum dient. Auf mehreren Ebenen erfährt man über die Geschichte Buddhas und seiner Lehren. Sehr interessantes Detail am Rande: Die Tempel haben immer eine besonders hohe Türschwelle. Dies soll Geister fernhalten, da sie nicht über solch hohe Schwellen drüber können, und die Besucher verneigen sich automatisch, da sie beim Übersteigen nach unten schauen, um nicht zu stolpern.
Zwischendurch haben wir uns einen Mondkuchen gegönnt. Diese chinesische Spezialität soll der Legende nach zur Zeit der Mongolen in China von Aufständischen benutzt worden sein, um Geheime Nachrichten zu verschicken. Dabei sind wir auch auf ein Geschäft gestoßen, in dem man von Papiergeld über Papierhandys bis zum Papierauto alle möglichen Wertgegenstände aus Papier bekommt. Die Chinesen verbrennen diese um sie ihren Verstorbenen als Gaben im Nachleben zukommen zulassen.
Danach war Little India an der Reihe. Wir haben uns im indischen viertel etwas umgesehen und haben dabei auch Shamimas Tante besucht, die Friseurin und Stylistin ist. Ich konnte es kaum glauben, aber Bilder und Zeitungsartikel an ihrer Wand haben bewiesen, dass sogar schon Beyonce ihre Kundin war.
Mit der “Hippo and Duck Tour” haben wir in einem Doppelstockbus mit offenen Deck eine Runde durch das Zentrum der Stadt gedreht. Die Reise führte vorbei am Singapur Flyer, dem größten Riesenrad der Welt, und über die Orchard Road, eine stattlichen Einkaufsstraße.
Später sind wir in die Skybar KuDeTa von der man aus luftiger Höhe die Aussicht über die ganze Stadt genießen kann.
Zuletzt haben wir noch eine Bootstour auf dem Singapur River mitgemacht und den Abend bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen lassen. Das war gut, denn da taten mir schon ordentlich die Beine weh.
Am letzten Tag begaben wir uns noch zum Fort Canning, um die Battle Box zu besuchen. Die Battle Box ist ein unterirdischer Führungsbunker. Hier trafen im 2. Weltkrieg die Briten die Entscheidung auf Grund der aussichtslosen Lage Singapurs gegenüber den Japanern zu kapitulieren. Heute ist in der Battle Box eine Ausstellung über die Nutzung und das Leben darin während des 2. Weltkrieges.
Zuletzt sind wir noch ins Nationalmuseum. Auch hier erfährt einiges über die Geschichte Singapurs und das Leben in den früheren Jahren. Viele Entwicklungen waren wohl ähnlich wie bei uns, aber es war schon interessant zu sehen wie es in Singapur im Detail aussah. Leider lief uns da schon die Zeit davon, denn dann hieß es Abschied nehmen von Shamima und meine Reise näherte sich dem Ende.